Im Gedenken an eine Kämpferin für Menschen, denen es nicht so gut geht
AWO Stadtverband Marl spendet Informationstafeln über Julie Kolb
Geboren wurde Julie Kolb im Jahre 1912. Die fortschreitende Industrialisierung und das Wachsen sozialer Ungleichheit zwischen den Menschen waren für die Zeit, in der Julie Kolb aufgewachsen ist, und auch für sie selbst prägend. In einer Region, in der die Arbeiterbewegung zur bedeutenden, wenn nicht bedeutendsten, gesellschaftlichen Kraft wurde, verwundert es daher wenig, dass die Umstände ihrer Zeit Julie Kolb nachhaltig beeinflusst und zu sozialem und politischem Engagement motiviert haben.
Nach dem zweiten Weltkrieg engagierte sich Julie Kolb auf vielfältige Art und Weise in ihrer Heimatsstadt Marl, wobei sie jederzeit besonders diejenigen Menschen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellte, die ansonsten am Rande der Gesellschaft standen. Energisch und mit Herzblut kämpfte Julie Kolb für soziale Gerechtigkeit und wurde damit zu einer respektierten Wortführerin im Sozialbereich. Neben ihrem kommunalpolitischen Engagement als Kreistagsmitglied der SPD führte sie ab 1960 über fast 30 Jahre ehrenamtlich die Arbeiterwohlfahrt in Marl und baute mit ihren Weggefährt:innen das Beratungs- und Betreuungsangebot für Benachteiligte aus. Vehement stritt sie auch für den Bau eines AWO-eigenen Seniorenzentrums in Marl, welches heute am Lipper Weg in Marl-Hüls steht und als Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung für Julie Kolb nach ihr benannt ist. Seit einigen Jahren trägt eine Straße in der Neubausiedlung an der St.-Heinrich-Kirche in Drewer-Süd zudem ihren Namen.
Für Peter Wenzel steht fest: „Julie Kolb war zu ihrer Zeit die starke Frau in Marl und dient auch heute als Vorbild; sie erinnert an ein bis heute lebendiges Symbol für den Kampf um soziale Gerechtigkeit und gleiche Chancen. Für mich ist sie ein leuchtendes Beispiel für Tatkraft und Beharrlichkeit im Interesse der Menschen“.
Den großzügigen Spender:innen aus den Reihen des Stadtverbandes dankt Peter Wenzel für die Finanzierung der zwei Tafeln, die nun allen Besucher:innen der Julie-Kolb-Straße etwas mehr über die Namensgeberin verraten.
Zum Hintergrund:
Bereits seit 2018 informiert die Marler Bürgerstiftung, um Projektleiter und Historiker Matthias Pothmann, mit den „Marler Straßengeschichten“ niedrigschwellig über die Lokalgeschichte. Zusatzschilder unterhalb bestehender Straßenschilder angebracht, bieten wissenswerte Informationen über das Leben und Wirken von Persönlichkeiten der Zeitgeschichte – mit und ohne direkten Bezug zu Marl – oder sie klären über die Hintergründe besonderer und teils ungewöhnlicher Straßenbezeichnungen auf. Passant:innen können somit quasi im Vorbeigehen Neues und Spannendes über die Geschichte lernen und Interessantes über die Ursprünge der Namen von Straßenzügen in ihrem Umfeld erfahren.